Pancakes zum Zmorge, Guetzliteig zum Znacht…

Von Litang geht es in Richtung Norden. Wegen den Aufständen der letzten Wochen sind wir uns jedoch nicht sicher ob wir überhaupt durchkommen. Aber wieder mal haben wir Glück. Die Polizei zeigt zwar überall starke Präsenenz, aber für uns interessieren sie sich nie!

Mit etwas „eingerosteten“ Beinen radeln wir dem ersten Pass entgegen und erreichen eine Hochebene. Diese ist saftig grün und wird von Nomaden und ihren Yak- und Schafherden bewohnt. Die Landschaft erinnert ein wenig an die Mongolei. Auch hier hat es massenhaft Murmeltiere. Wohin wir auch schauen, bewegt sich ein Murmeli… Es ist wirklich unglaublich! Auch unsere Mittagessen nehmen wir neben einen Murmelifamlie ein. Als wir unsere Nudelsuppe kochen, hören wir im Hintergrund ein Geräusch. Als wir uns umdrehen, steht da ein Adler! Als er über unsere Köpfe weg fliegt, sehen wir erst die Grösse des Tieres! Mit einer Spannweite von mindestens 2 Metern ein Riesending!!

Leider schlägt das Wetter am nächsten Tag um. Sonnige Abschnitte wechseln sich mit Platzregen ab. In unsere Ponchos gehüllt, fahren wir trotzdem weiter. Bei dem Regen zu campen, macht aber definitiv keinen Spass. So suchen wir nach einer Alternative. Als wir durch ein Dorf fahren, sehen wir einen leerstehenden Unterstand. Kaum haben wir das Gebäude erreicht, steht der Besitzer vor uns. Mit Hilfe unserem „Point-It“ Buch geben wir ihm zu verstehen dass wir gerne unser Zelt in seiner noch nicht fertiggestellten Scheune aufstellen würden. Wir sind uns nicht sicher, dass er uns verstanden hat. Aber immerhin nickt er und lacht freundlich. Also los… Schnell ist das Zelt aufgebaut und wir im trockenen. Zur Krönung kommt dann noch unser Besitzer mit einer Thermosflasche vorbei und lädt uns zum Essen ein. Es gibt Zampa: Eine geröstetes Gerstenmehl wird mit Wasser, Zucker und Jakbutter vermischt. Daraus entsteht dann eine Art „Guezliteig“, welchen man dann roh isst. Ich weiss, es tönt nicht gerade nach einem kulinarischem Highlight, aber es schmeckt wirklich sehr gut und sättigt erstaunlich. Für viele Tibeter ist Zampa DAS Grundnahrungsmittel.

Am nächsten Morgen hat der Regen aufgehört. Obwohl es immer noch stark bewölkt ist, entscheiden wir uns weiter zu fahren. Es ist kalt und immer wieder regnet es leicht. Wir überlegen uns bereits, wo wir heute Nacht schlafen sollen. Aber wir hätten uns gar keine Sorgen machen müssen. Denn als wir im nächsten Dorf ankommen, werden wir von einer Horde Mönche begrüsst. Sie ziehen uns geradewegs in den nächste Shop und servieren uns erstmal eine warme Nudelsuppe. Mit einem Tibetisch-Englisch-Dix werden wir mit Fragen bombardiert. Unter anderem auch wo wir heute Nacht schlafen werden. Als wir die Schultern zucken geht alles ganz schnell. Wir werden aufgefordert mit Ihnen zum Kloster zu fahren. Dort weisen Sie uns ein Häuschen zu, zeigen uns wo die Küche ist und damit hat sich unser Problem erledigt. So verbringen wir den Tag zusammen mit den Mönchen und geniessen das Nichtstun.

Bei wunderschönem Wetter nehmen wir am nächsten Tag Abschied vom Kloster. Im ersten Teil ist die Strasse perfekt und wir geniessen die Fahrt zum Pass. Aber bald ändert sich dies. Durch den Regen der letzten Tage, wird die Strasse stellenweise zu einer einzigen Schlammschlacht und wir kämpfen um jeden Meter. Dazu hat das Wetter auch noch umgeschlagen und wir erreichen den Pass unter leichtem Schneefall… Zum Glück wird das Wetter auf der anderen Seite des Passes etwas besser, die Strasse leider nicht… Aber wir müssen nun mal runter, da hilft nichts. Irgendwann ist dann die Strasse wenigstens wieder trocken und wir müssen nur noch den Schlaglöchern ausweichen.

Am Abend erreichen wir eine wunderschöne Hochebene mit einem guten Platz für unser Zelt und wir gehen mitsamt den Velos in den Fluss baden… Unser Camping liegt direkt neben der Strasse. So erhalten wir immer wieder staunenden Besuch. Aber zu unserem Glück scheinen wir recht langweilig zu sein. Denn die Besucher bleiben immer nur kurz. Dass die Tibeter durchaus auch mehr Interesse zeigen können erfahren wir am nächsten Abend. Da es keine Andere Möglichkeit gibt, müssen wir unser Zelt wieder am Strassenrand aufbauen. Kaum haben wir mit dem Zeltaufbau begonnen, stehen ungefähr 10 Tibeter da. Sie schaffen es irgendwie immer im falschen Ort zu stehen und finden es wahnsinnig witzig in unseren Taschen zu schauen… Wir finden das überhaupt nicht lustig! Schnell entwickeln wir einen Schlachtplan: Blitzschnell unser Zelt aufbauen, all unsere Sachen ins Zelt packen, sofort selber rein springen und den Reissverschluss zuziehen. Ja und dann? Einfach alles ignorieren und behaupten es sei niemand zu Hause!! Zu unserem erstaunen funktioniert diese Taktik einwandfrei. 5 Minuten später sind alle weg und wir trauen uns wieder raus! Für den Rest des Abends erhalten wir keinen Besuch mehr und dies obwohl wir noch ein Feuer machen.

Von hier aus fahren wir über eine ausgesprochen holprige Strasse an der tibetischen Grenze entlang nach Dege. Hier quartieren wir uns wieder mal in einem Hotel ein und geniessen den Luxus einer Stadt. Zu unsere Überraschung treffen wir auch hier wieder auf Velofahrer, welche wir bereits in Shangri-La begegnet sind. Schnell wir klar, dass unsere EU-Kollegen in Geldnöten stehen, da es in Dege keine Möglichkeit gibt Geld abzuheben oder umzutauschen. Es hat zwar eine Bank und eine Post im Dorf, aber wie schon so oft in China heisst es: „Mei you“… Wir als organisierte Schweizer haben natürlich vorgesorgt und haben genügend Geld dabei. So entscheiden wir uns für einen EU-Hilfspaket, mit der Hoffnung, dass wir im nächsten Dorf Geld abheben können. Aber in China weiss man ja nie…

Während unsere EU-Kollegen weiter ziehen, entscheiden wir uns erst mal für einen Ruhetag. So treffen wir einen Chinesen aus Peking. Er wird die nächsten 3 Jahre in einem Tempel wohnen und die tibetische Kultur studieren. Im Verlaufe des Gespräches fragt er uns: „Kennt ihr die Alpen? Als ich klein war, habe ich nämlich einen Film darüber gesehen und seit dem träume ich davon.“ Er ist überzeugt, dass ihn dieser Film geprägt hat und der Grund ist, warum er jetzt in Tibet ist. Und jetzt ratet mal um welchen Film es sich handelt?? HEIDI!! :o)

Am nächsten Tag verlassen wir zusammen mit Jan & Jan Dege (Kanada & Holland). Da wir uns auf der Strasse zu Lhasa befinden, treffen wir immer wieder auf Pilger, welche betend ihren Weg zur tibetischen Hauptstadt zurücklegen. Die meisten Pilger sind in einer Gruppe zusammen und ziehen ihre Sachen in einem Karren mit sich. Obwohl wir uns nicht wirklich verständigen können, sind diese Begegnungen immer recht lustig. Vor allem weil Jan mit über  1.90 Meter DIE Attraktion ist!!

Am Abend finden wir ein schönes Plätzchen in der Nähe eines Flusses und geniessen die Bergsicht. Im Verlaufe der Nacht beginnt es jedoch zu regnen und am Morgen sind wir leicht eingeschneit. Als wir aufstehen schneit es noch immer. Nach einigem hin und her entscheiden wir uns doch zum weiterfahren. Das Wetter wird sogar etwas besser und wir geniessen ab und zu die Sicht auf die umstehenden Berge. Am Mittag erreichen wir unser bisher höchsten Pass (4900m oder nach chinesischer Messung sogar 5050m). Da es jedoch kalt ist und der Schneefall wieder eingesetzt hat, können wir die Höhenluft nur kurz „geniessen“. Schnell ziehen wir uns alle warmen Sachen an und brettern die andere Seite runter. Mit der abnehmenden Höhe nimmt zum Glück die Temperatur zu und wir finden bald einen Campingplatz an einem See. Am nächsten Morgen, als dann die Sonne scheint, sehen wir erst wie schön der Platz eigentlich ist. Vor uns reflektiert der kristallklaren See die schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Es sieht aus wie im Bilderbuch. So geniessen wir die Aussicht und können uns nur schweren Herzens von diesem Ort trennen.

Die Weiterfahrt ist jedoch genau so schön. Wir fahren durch tibetische Dörfer und Jakherden und geniessen das wunderschöne Bergpanorame. Als wir wieder mal auf einem Pass fahren, hält ein PW neben uns an. Wir denken; „Wieder mal ein Photo! Also lachen und möglichst so aussehen als wäre der Aufstig gar nicht steil!“ Aber nein, der Fahrer streckt uns je eine Flasche Pepsi entgegen! Was für eine Überraschung! Mit diesem Energiezuschuss ist der Pass dann schnell erreicht. Das Panorama, welcher uns danach bevorsteht ist unglaublich. Ein weites Tal umrundet von schneebedeckten Bergen. Voller Freude machen wir uns auf der Suche nach einem Campingplatz mit Bergsicht. Natürlich finden wir auch an diesem Abend den geeigneten Platz und geniessen die Aussicht.

Am nächsten Tag gibt es dann zur Feier des Tages sogar Pancakes zum Zmorge! Dann geht es bergab nach Ganze. Unser erstes Projekt hier: Ein Geldautomat finden! Und tatsächlich werden wir fündig und feiern dies mit einem feinen chinesischen Abendessen. Leider haben Jan & Jan weniger Glück mit ihrer Visaverlängerung und müssen weiter in eine andere Stadt. Somit trennen sich unsere Wege hier! Aber wer weiss, China ist ja klein…