Peru – Das Andenbrevet – Pitumarca nach Cotahuasi

Die Ausangante Umrundung hat uns muede Beine beschert, aber Pitumarca, das Dorf am Ende der Runde, mag uns nicht fuer einen Ruhetag zu ueberzeugen. So entscheiden wir uns fuer die Weiterfahrt. Uns zieht es in den Sueden von Peru. Dort scheint es eine interessante Paessefahrt zu geben die dem Schweizer Alpenbrevet Konkurrenz macht. (Das Alpenbrevet ist eine Plauschveranstaltung fuer Rennvelofahrer. Diese bewaeltigen an einem Tag drei bis fuenf Paesse rund um das Gotthardmassiv)


Wir sind gespannt was das Andenbrevet zu bieten hat. Das Logo scheint vielversprechend, bzw. peruanisch einfallsreich ;-)

Zum Ausgangspunkt dieser Paessefahrt ist aber erstmal drei Tage Fahrt entfernt. Optimal um uns auf den Event vorzubereiten. 

Die Gegend ist sehr untouristisch. Wir werden in den kleinen Doerfern ueberrascht aber interessiert beaeugt. Die einen oder anderen Schulkindern bleibt jeweils der Mund offen stehen als sie uns sehen. Zu ungewohnt sind wohl zwei Gringos auf Velos. 

 


Aufwaendige Wandmalerei

Beobachter am Strassenrand

 

Getreide dreschen. Auf die traditionelle Art…

 


Schoene Malerei am Stadttor. Ist es da den Spaniern an den Kragen gegangen.

 

Klassisches peruanisches Dorf… Wie man an den Waenden sehen kann ist der Wahlkampf auch hier in vollem Gang. 

 

Die Landschaft ist hier eher unspektakulaer, lediglich ein paar tiefe Canyons sorgen fuer Abwechslung und natuerlich auch fuer ein paar Hoehenmeter… Optimal um uns fuer das Andenbrevet aufzuwaermen.

 

Die Strecke zeichnet sich aber durch die zahlreichen und herzlichen Begegnungen mit den Einheimischen aus. Immer wieder kommt es zu einem kleinen Schwatz und einem Selfie. Sie sind sichtlich stolz, dass wir uns als Gringos fuer ihre Region interessieren und wir werden ueber alle moeglichen archeologischen Highlights informiert. (Ruinen haben wir aber in Cusco schon genug gesehen – als Kulturbanausen bringen wir die Energie fuer die noetigen Umwege nicht auf ;-)

Top Wetter und schoene Campingspots. 

 


Raus aus dem Canyon mit schoenem Ausblick. 


Ist das nun ein Baumhaus?


Die Peruaner der Region leben meist unter einfachen Bedingungen von der Landwirtschaft. 


Ab und zu schaffen wir es fuer das Mittagessen in ein Dorf. Optimal fuer ausgiebiges Carboloading. Das Andenbrevet rueckt naeher. 

Dort geht es wieder rauf…

 


Seit langem sind wir unter 3000m. Entsprechend heiss ist es und wir goennen uns ein kuehles Bad im Fluss bevor wir uns in der Nachmittagshitze wieder an den Aufstieg machen. 

In Quinota, dem Ausgangspunkt des Andenbrevets werden wir freundlich begruesst. Ob das wohl vom Organisationskomitee organisiert wurde…

Kaum angekommen wird uns beiden auch schon eine Schale Chicha in die Hand gedrueckt. Als Schale dient eine getrocknete Kuerbishaelfte. Nach den ersten paar Schlucken merken wir wieso das Getraenk so beliebt ist – es ist vergoren und hat einen Alkoholgehalt wie Bier. 

Leicht beschwipst machen wir uns auf die Suche nach einem Hotel. Hoffentlich fallen wir in der Dopingprobe nicht negativ auf ;-)

 

Einmal mehr ein Selfie mit der Dame vom Chicha-Stand.

Am anderen Morgen gilt es Ernst. Wieder erwarten sind wir die einzigen Starter beim Andenbrevet – vielleicht liegt es am Wetter?

Die weissen Punkte am Boden sind kein Styropor, sondern Graupel. Aber lieber Graupel als Regen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Was allerdings nun aus dem Ruder laeuft, ist meine Verdauung. Die spaete Rache der Chicha? Wer weiss – auf jedenfall wird es ein kurzer Tag. An Weiterfahrt ist nicht zu denken, Erholung ist angesagt.  

 
Die Gegend ist sehr karg. Trotzdem schafft es eine Blume sich zu behaupten. 

Puenktlich fuer den ersten hohen Pass erholt sich mein Magen wieder und das Wetter zeigt sich von der besten Seite. 

 


Frisch ist es aber – die Eiszapfen am Wegrand schmelzen nur zoegerlich in der Morgensonne. 

Geschafft. Der erste von sechs 5000er-Paessen ist geschafft. Nach einem Pass-Selfie geht es bergab. 

 


Die Piste fuehrt durch eine Erosionslandschaft mit vielen verschiedenen Farbtoenen. 

 

Das Organisationskomitee hat mit der Wegmarkierung gespart, aber immerhin hat es ab und zu einen Wegweiser. Ganz allgemein merken wir, dass dieses Brevet etwas lascher organisiert ist als das Schweizer Pendant. Zwar ist Inka-Cola der Getraenkesponsor, aber die Verpflegungsposten sind meist zwei Tage auseinander gelegen. Selber bezahlen muessen wir das Ganze dann auch noch… Hier gibt es klar noch Entwicklungspotenzial.

 


Der zweite Pass rueckt naeher.

 

Nummer zwei. 


Gern gesehene Strassenschilder. Lassen wir die Schwerkraft wirken…


Fans am Stassenrand sind inexistent. Nur die Alpacas und Lamas schauen uns interessiert nach. 

 

Zona urbana ist mit etwa zwanzig Haeusern eine masslose Uebertreibung. Aber hier soll es einen Verpflegungsposten geben. 

 

   

Und sogar einen etwas verhaltenen Fanclub hat es hier.

 


Das Chef-Lama tront am Dorfeingang und laesst uns passieren. 


Noch mehr Fans. Die Stimmung wird immer besser.

 

Die Dame im Restaurant verkuendet uns, dass sie nun bereits alles Essen verkauft hat und sie nun nichts mehr hat. Wir seien zu spaet – Zustaende sind das…

Mit etwas Ueberzeugungskraft und Unterstuetzung von unserer Fanbrigade bekommen wir dann doch noch Arroz con uevo. Der Tag ist gerettet und unsere Kohlenhydratspeicher wieder prall gefuellt. 

 

Auf der Weiterfahrt ziehen die haeufigen Nachmittagswolken auf. Die Gegend wirkt wie auf dem Mond. 

 


Ein zuegiger Wind blaest uns um die Ohren, aber wir lassen uns nicht aufhalten – weit ist es nicht mehr.


Pass Nummer drei ist erreicht. Genug fuer heute… Die Abfahrt ist dann richtig kalt. Mit steifen Fingern stellen wir das Zelt auf und tauen dann bei heissem Tee wieder auf. 
Der Support von der Rennleitung ist echt spartanisch…

Wolkenloser Morgen mit wunderschoener Aussicht. Fazit: Organisation schwach – Strecke und Landschaft top.

 

Bei solchem Wetter pedalt es sich auch mit etwas mueden Beinen vorzueglich.

 


Die Landschaft ist heute wieder wie auf einem anderen Planeten.  


Die Region scheint vor langer Zeit von Vulkanen gepraegt gewesen zu sein.

 

Mehr Vulkane

 

Pass Nummer vier ist erreicht. 

 


Die Region wird nicht nur fuer ein paar wenige Velofahrer, die sich hierhin verirren, mit gut gepflegten Schotterstrassen durchzogen. In der Gegend gibt es auch einige Goldminen und diese muessen mit Treibstoff und Ausruestung versorgt werden. 


Die Landschaft veraendert sich. Mit ihr auch unsere verbleibende Power – die Hoehenmeter sammeln sich am Gotthard auf feinem Asphalt deutlich leichter als hier.


Alpaca mit warmem Fell. Die Tiere sind mit farbigen Baendern markiert. 


Es ist frueher Nachmittag und wir erreichen Pass Nummer fuenf. Wieder hat es zugezogen und es weht ein kalter Wind. In der Ferne ist blauer Himmel zu sehen – da wollen wir hin. 

Anderen Rennteilnehmern ist es schlecht ergangen – schnell weiter ;-)

 

Auf einer kleinen Piste geht es der Sonne entgegen. 

 

In der waermenden Abendsonne erklimmen wir noch einen letzten kleinen aber sandigen Pass. Oben finden wir zum Glueck einen kleinen Bach und stellen unser Zelt auf 4900m auf. 

Die suboptimale Platzwahl stellt sich erst beim Hinliegen heraus – nur mit Unterpolstern der Schlafmatte kann Corina halbwegs gerade liegen :-)

 


Obwohl, so geraedert sehen wir am naechsten Morgen gar nicht aus…


Die Nacht war eine Spur kaelter als ueblich. Das Trinkwasser muessen wir daher erstmal im heissen Wasser schmelzen. 

 

Es ist soweit, der letzte 5000er Pass ist erreicht. Nun geht es auf 2700m in den Cotahuasi-Canyon runter. 

 

 
Leider wartet diese „Abfahrt“ noch mit diversen Gegensteigungen auf. 

 

 

Wir vernichten fleissig Hoehe, es wird waermer und die Landschaft aendert sich. 

Der Canyon oeffnet sich und wir erreichen mit den ersten Doerfern wieder eine Verpflegungsstation. Cola und Fanta ist angesagt…

 

Sorgfaeltig terrassierte Landschaft. 

 

Basaltgestein

 

Unerwartet treffen wir auch hier auf die seltenen Puya raimondii – Pflanze. 

 

Mehr Terrassen

 


Der Canyon wird enger und der Fels schimmert rosa. 


Peruanische Frauen unterwegs zur Feldarbeit. 


Viel Abfahrt, aber trotzdem zieht sich der Tag in die Laenge… Die Sonne steht schon tief als wir die letzten Kilometer zuruecklegen. Die Aussicht auf ein kaltes Finisher-Bier laesst uns aber nochmals alle Kraefte mobilisieren. Prost. 


Der folgende Tag steht im Zeichen der Regeneration. Nur zwanzig Kilometer haben wir noch zurueckzulegen bis zum Hauptort Cotahuasi. Bereits nach wenigen Kilometern stoppen wir und goennen unseren mueden Beinen ein Bad in den Thermalquellen. 


Unterwegs laden die vielen kleinen Doerfer zu regelmaessigen Verpflegungsstopps ein. 

Als ein sicheres Zeichen fuer die geringe Hoehe finden wir in den Laeden auch wieder eine gute Auswahl an suessen Fruechten – was gibt es Besseres nach einer Woche Pasta-Diet…

 

So, wir hoffen euch hat unsere Andenbrevet-Geschichte gefallen. Wer weiss, vielleicht gibt es irgendwann ja tatsaechlich mal eine solche Veranstaltung. Dann aber hoffentlich mit besserem Support. :-)

 


Abschliessend noch ein weiser Spruch vom Wegrand. „Wenn du nicht gluecklich bist, bist du selbst dafuer verantwortlich“.

 

Und noch etwas Situationskomik aus dem Internetcafe:

Eine Schuelerin kommt ins Internetcafe und fragt: Tiene Internet? (Haben sie Internet?)
Der Besitzer antwortet cool: „Por aqui o por llevar? (Fuer hier oder zum mitnehmen?) 

:-)

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